25.3.2022
Soldaten
Nehmen wir an, vor dir steht ein Soldat. Einer, der bis an die Zähne bewaffnet ist. Nehmen wir weiter an, du schlägst diesem Soldaten auf die linke Backe. Hält er dir dann die rechte Backe hin?
Kommt drauf an, denkt man vielleicht. Auf die Religion oder auf die Nationalität.
Ich vermute, darauf kommt es nicht an: Selbst, wenn er ein christlicher Soldat ist, wird er sich das nicht gefallen lassen. Sein Job ist es nämlich, sich zu wehren und die Waffen zu benutzen, die ihm zur Verfügung stehen. Selbst auf die Gefahr hin, dass dadurch jemand zu Schaden kommt.
Natürlich soll damit nicht geschrieben werden, Soldaten wären Mörder. Das durfte nur Tucholsky schreiben. Im Übrigen erfüllt die Aussage den Straftatbestand der Beleidigung – zumindest, wenn der beleidigte Personenkreis überschaubar und klar abgrenzbar ist. Sagen deutsche Gerichte.
Zwar benutzen auch russische Soldaten die Waffen, auf die sie Zugriff haben – selbst, wenn dadurch Zivilisten ihr Leben verlieren. Der Personenkreis ist jedoch ebenfalls überschaubar und klar abgrenzbar. Deshalb wollen wir es tunlichst unterlassen, Soldaten pauschal als Mörder zu bezeichnen. Nicht einmal russische.